Was geschah am 2. Oktober?

In Gedenken an Patrick Thürmer und allen Opfer rechter Gewalt finden am 3. Oktober in Hohenstein Ernstthal und Chemnitz verschiedene Veranstaltungen statt. Anlass ist der Mord an den 17-Jährigen Punk aus Hohenstein-Ernstthal, welcher am 2. Oktober 1999 brutal von Neonazis ermordet wurde.

Was geschah in der Nacht zum 2. Oktober?
Am 1. Oktober fand im Jugendclub „Off is“ das „Zweite 99er Punkfestival“ in Hohenstein Ernstthal statt. Der Jugendclub bekam schon öfters Drohungen und ist Ort von Übergriffen durch Neonazis geworden, welche sich in der gegenüberliegenden Diskothek „La Belle“ trafen.
Auf dem Nachhauseweg bemerkte eine Band, welche auf dem Punkfestival gespielt hat, einen Nazimob, welcher auf das „Off is“ zusteuerte. Sie riefen mehrmals die Polizei.
Während sich die Polizei Zeit lies, prügelten etwa 100 Faschos mit Baseballschlägern und Schlagstöcken auf die Besucher*innen des Festivals ein, die bisher nichtsahnend weiterpogten.
Etwa 15 Punker*innen mussten ins Krankenhaus, und nachdem die Polizei zu spät eintraf, nahm sie erst einmal die Besucher*Innen in Gewahrsam. Nach etwa einer Stunde wurden sie nach und nach freigelassen, und dann weiterhin von Nazis, welche immer noch in der Umgebung lauerten, bedroht.
Rund 30 Punks entschieden sich, den Angriff nicht unbeantwortet zu lassen, und von ihrem recht auf Selbstverteidigung Gebrauch zu machen, und griffen das „La Belle“ an. Polizeieinheiten, welche auf die Hilferufe der Punks nicht reagierten, tauchten nun auf Notruf des Diskobetreibers auf. Die Punks wurden aber schon vorher von Türstehern vertrieben.

Auch Thomas Haller, Gründer der „HooNaRa“ (Hooligans, Nazis, Rassisten – Ultragruppe des CFC) und der „Haller-Security“, wurde laut Augenzeugen in der Umgebung gesehen, wie er mit anderen Türstehern jagt auf Punks gemacht hat. Es wurden Nazis aus der Türsteher Szene zur Disko „La Belle“ mobilisiert, um Linksgerichtete Menschen anzugreifen. So auch die drei Mörder von Patrick Thürmer: Nico Ne. (damals 24), Michael Os. (d. 23) und Thomas Wa. (d. 21). Sie fuhren gegen 1:00 von der Zwickauer Disko „FUN“ mit einem Auto los, bewaffnet mit unterschiedlichen Schlagwerkzeugen. Sie drehten ein Paar Runden, um „Jagd auf Zecken“ zu machen.

„Da ist einer“ rief einer der Männer. Sie stürmten auf Patrick und seinen Freund zu, welche sich gegen 3:30 über Schleichwege vom „Off is“ losmachten, um nicht von Nazis gesehen zu werden. Nico, Michael und Thomas prügelten mit Axtstiel, Hammer und Billiardqueue minutenlang auf Patrick ein. Sie Zertrümmerten unter anderem mit dem Billiardqueue seine Kniescheibe und fügten ihm schwere Kopfverletzungen zu. Die Liste der Verletzungen musste in 17 Zeilen bei dem Prozess vorgetragen werden.
Er versuchte mit seinen Verletzungen noch zur Straße zu kriechen, schaffte es aber nur ein paar Meter weit.

Anwohner*Innen haben später ausgesagt, dass sie die schreie für Bauarbeiten gehalten haben.

Am nächsten Tag wurde er gegen 17:15 auf dem Boden liegend und mit Blut überströmt vor einem Bauernhof gefunden und ins Krankenhaus geflogen, wo er seinen Verletzungen erlag.

Die Täter waren alle samt bekennende Faschisten.
Nico Ne. War bei der Meeraner Security Firma „Bulls“ sowie bei Hallers „SEC Meerane“ tätig, und pflegte offen Kontakte zu „HoNaRa“. Alle drei hatten Verbindungen zur „Haller-Security“.
Michael Os. War laut psychologischen Gutachten der Bundeswehr „auffällig wegen aggressivem und gewalttätigem Verhalten“ und wurde wegen „Anpassungsstörungen“ vorzeitig aus dem Wehrdienst entlassen. Thomas Wa. War ein durchtrainierter 90 Kilo schwerer Typ mit Drogenproblemen.
Thomas Haller stritt die Verbindungen zu den dreien vehement ab. Es ist aber nicht zu leugnen, dass sie sich kannten.

In den Tagen nach dem 2. Oktober gab es eine Runde in der Disko „FUN“, wo sich über den Mord ausgetauscht wurde. Daran nahm laut Nico Ne. Auch der Chef der Meeraner Security-Firma „Bulls“, Gunnar Pr. teil.
Bei der Rückfahrt einiger „HoNaRa“ Leute von einem Spiel gegen Cottbus fuhr Patrick Gentsch mit unter anderem Nico Ne. Im Auto zurück. Patrick Gentsch ist „HoNaRa“ Mitglied und Lokalpolitiker der NPD. Sie hörten im Radio die Nachricht, dass Patrick Thürmer gestorben ist und nach einem „Ford Galaxy“ geahndet wird. Die Insassen einigten sich darauf, „dass ruhe zu bewahren ist und jeder macht so weiter, wie bisher“.
Am selben Tag traf Nico noch Ralf Marschner, welcher ihn geraten hatte, das Tatfahrzeug abzukleben, damit es die Ermittler*Innen nicht finden können.
Ralf Marschner war von 1992 bis 2002 als V-Mann „Primus“ aktiv. Straftaten bei Fußballspielen, die Verwicklungen in den Mord an Patrick Thürmer und der Vertrieb von Landser-CDs fand alles in diesem Zeitraum statt. Außerdem hatt er Verbindungen zu dem NSU Unterstützerumfeld sowie zu Böhnhard, Mundlos und Zschäpe.

„Ein paar Tage später rief ein anonymer Hinweisgeber bei der Polizei an und sagte aus, dass er wenige Tage nach dem Mord ein Gespräch belauschen konnte, in dem ein „Manole“ erzählte, er und sein Kumpel „Clauß“ aus Meerane hätten den Punker in Hohenstein erschlagen. Mit „Clauß“ dürfte Manole den Türsteher und engen Vertrauten Thomas H.’s, Andre Cl., gemeint haben. Lokale Antifaschist_innen erinnern sich, dass Andre Cl.’s Kameraden der „Koma Kolonne Meerane“ bereits 1995 an dem Mord an Peter T. am Stausee Oberwald bei Chemnitz beteiligt waren. Die 20 Neonazis hatten erst eine Gruppe Pakistaner angegriffen und später den 24-jährigen Bundeswehr-Soldaten so schwer verprügelt, dass er Tage später starb. Nico Ne. war damals laut eigenen Aussagen bei fast allen Prozess-Tagen gegen die acht Angeklagten anwesend. Sein enges Verhältnis zu Andre Cl. lässt sich auch während seiner eigenen Inhaftierung 1999 feststellen: Er hatte Andre Cl. als einen der Ersten benannt, der von den Beamten über seine Inhaftierung benachrichtigt werden sollte.“
-AIB 111 / 2.16

In der Gesellschaft war die Reaktion zynisch. In Statements zu den Vorfällen wurde sich Hauptsächlich gegen weitere Punkkonzerte im „Off is“ ausgesprochen. Die Schuldzuweisung ging klar an die Betroffenen: Sie würden mit ihrer Existenz als Links-Alternative Menschen solche Angriffe provozieren. Wiedereinmal ist man auf dem rechten Auge blind. So auch das Landesgericht in Chemnitz, welches im September 2000 zwar feststellte, dass Patrick „stellvertretend für jene Linken“ welche die Fascho-Diskothek angegriffen haben, brutal ermordet wurde, aber keinen Neonazistischen Hintergrund erkennen konnte. Immerhin musste nach nicht weniger als 11 Jahren vom Innenministerium zugegeben werden, dass der Mord als rechte Gewalttat einzuordnen ist.
Auch dieses Jahr musste erschrocken festgestellt werden, dass es keine Bereitschaft in Hohenstein Ernstthal gibt, ein würdiges Gedenken für Patrick möglich zu machen. Das Bündnis Chemnitz Nazifrei versuchte erbittert eine Räumlichkeit zu finden. Keine*R war bereit, die Türen für aufarbeitende und errinernde Gedenkpolitik zu öffnen. Nein. Man wolle sich nicht auf eine Seite schlagen, man sei unpolitisch, das Thema sei zu brisant – und eigentlich machen manche Einrichtungen auch lieber AfD Veranstaltungen, wie das Schützenhaus.
Dazu könnt ihr den offenen Brief des Bündnisses lesen.

Aber um wen Geht es eigentlich? Wer war Patrick Thürmer?

Da wir ihn nicht kannten, wollen wir an dieser Stelle auf die Rede Patricks großer Schwester hinweisen.

„Er wurde von uns als Familie sowie bei Freunden und Bekannten als liebevoller, hilfsbereiter und lustiger Mensch geliebt und geschätzt. Durch seine lebensfrohe Art fand Patrick stets Anklang bei seinen Mitmenschen.“
– Rede der Schwester zum 10järigen Todestag Patricks
(Teil 1 / Teil 2)

Wir Gedenken Patrick, als einen Jugendlichen, welcher im provinziellen sächsischen Raum alternative Ideen und Lebensweisen pflegte. Als jemanden, der stellvertretend für den Kampf gegen Rechts brachial ermordet wurde.
Es hätte jeden treffen können. Und irgendwo hat es das auch. Wenn es einen trifft, betrifft das alle von uns. Alle die gegen die menschenverachtende Gewalt von Neonazis, gegen ihre zerstörerischen Ideologien, gegen ihre widerliche Auffassung von den Menschen sind.
Wir Gedenken an dieser Stelle auch allen weiteren durch Faschisten ermordeten. In Sachsen, in Deutschland, Europa, International. Wir stehen an der Seite derer, denen Menschen als ihr Kind, als ihre Geschwister, Ihre Eltern, ihre Freundinnen und Freunde entrissen wurden.

Niemand ist vergessen, niemanden ist vergeben. In den Erinnerungen, in unseren Denken, in unseren Handlungen werdet ihr weiterleben; ihr erschafft für uns ein Sinnbild. Einerseits eines einer kalten Gesellschaft, die die mörderische Realität wie Wunden aufplatzen lässt, aus denen langsam das menschliche ausblutet.
Andererseits eines von Menschen, die diesem trotzen, die nach ihren Idealen leben, mit wärme für andere Menschen, sich selbst vergessen um für andere einzustehen.

Patrick wurde ermordet. Er wurde durch drei Neonazis kaltblütig und hinterhältig umgebracht. Doch Schuld sind nicht nur die drei, Schuld sind auch die weiteren Nazis, die an diesem Abend mit der Absicht „Zecken zu jagen“ herrausgegangen sind. Schuld sind dabei die Ideen von Nationalismus, Rassismus, Faschismus etc..
Schuld ist auch die Polizei, welche sich lieber vor den Nazis duckt oder schützend vor sie stellt, und den Lauf immer auf uns richtet, uns nicht ernst nimmt und diskreditiert. Doch wir erwarten nichts von euch, ebenso wie von den Verfassungsschutzorganen, welche jahrelang Neonazis finanzierten, und bis in die Taten des NSU verwickelt sind.
Schuld ist auch die Gesellschaft, welche den Mord nicht anerkennen wollte, welche die Rechten Ideologien nicht problematisiert, welche lieber auf unsere Unterdrückung pocht damit sie in Bequemlichkeit weiterleben kann.
Schuld seid ihr alle an Patricks Tot, macht euch das Bewusst, denn wir alle haben eine Verantwortung für diese Gesellschaft und unser Zusammenleben.

An dieser Stelle auch ein riesen Dankeschön, an die Aktivist*Innen, welche schon vor 10 Jahren die Gedenkarbeit in dem Bündnis: „Erinnern, nachdenken, handeln. Mit Courage gegen Rechts.“ gemacht haben. Danke an die Familie für ihre Beiträge, und alle Unterstützenden der Angehörigen und Freund*Innen Patricks.

Niemand wird vergessen, die Ermordeten sind Unsterblich!

Niemanden wird vergeben, die Mörder sind unter uns.

An dieser Stelle möchten wir ein Gedicht von Patricks Schwester sprechen lassen. Wir sind in Gedanken bei den Angehörigen – eure trauer wandeln wir für uns in Motivation um, gegen diese mörderischen Gedanken und Taten zu kämpfen. Danke für eure Beiträge und eure Stärke.

Patrick
Ich bin daheim, ganz allein,
vor Deinem Bild der Kerzenschein.
Tränen rollen mir über‘s Gesicht,
denn verstehen kann ich es immer noch nicht.
Auf grausame Art, wurdest du aus unserer Mitte gerissen
-Patrick-
wir werden Dich immer vermissen.

Wir können‘s nicht glauben, es fällt so schwer,
denn ohne Dich, ist unser Leben so leer.
So wie beim Domino ein Stein umfällt, so schnell
gingst Du aus dieser Welt.

Schlaflos blicke ich in den Himmel und seh diesen Stern,
ich gab ihm Deinen Namen, dich er ist so fern.

Immer wieder quälende Fragen.
Fragen: Wie ist es dort in Deiner Welt, ist jemand dort,
der zu Dir hält?
Fragen: Was hast Du alles durchgemacht, in Deiner
allerletzten Nacht?

Das Urteil in Deinem Fall ist nun gefällt, doch niemand
es wirklich zufrieden stellt.
Eine wirkliche Gerechtigkeit wird es nicht geben,
denn Deine Mörder dürfen leben.
Doch eine Hoffnung bleibt bestehen, das wir uns
einmal wiedersehen.

Doch der Verlust, der mich so quält, ist, weil mir mein
kleiner Bruder fehlt.
Was mir noch bleibt ist nur der Schmerz,

ADIEU, mein liebes Bruderherz

Zum weiterlesen:

Antifaschistisches Infoblatt:
Das Netzwerk des NSU zwischen Chemnitz und Zwickau.
Eine Frage der Wahrnehmung

Blog der Initiative „Erinnern, nachdenken, handeln. Mit Courage gegen Rechts.“

Rede der Schwester auf der Gedenkdemonstration zum 10järigen Todestag Patricks
(Teil 1 / Teil 2)

Gedicht der Schwester

Danke an die Freund*Innen von Spektrum360° für das Wunderschöne Graffitie!

Statement: Ausschreitungen im August und „Wir sind mehr – Konzert“

Ersteinmal vielen lieben Dank, an alle Leute die heute hierher gekommen sind. Danke auch an die Bands, die sich bereit erklärt haben zu spielen, und auch an die Organisator*Innen.

Dennoch müssen wir uns fragen, warum wir heute hier sind. Wollen wir nur die Bands hören? Dabei etwas beisammen stehen und uns über schöne Konzerte freuen und danach alle wieder wohlgesonnen Nachhause gehen?
Besteht daraus unser Gegenprotest? Ist das dass, was wir den Ereignissen der letzten Tage entgegenbringen wollen?
Wir müssen uns darüber klar werden, dass die Situation nicht so rosig ist, wie es heute aussieht. Wie es die letzte Woche war, wie es vielleicht kommende Wochen sein wird: Es herrscht keine Partystimmung – es ist ziemlich beschissen.

Im Grunde genommen wurde ein tragischer Mordfall, welcher nicht symbolisch für derzeitige politische Verhältnisse steht, von rechten und faschistischen Akteur*Innen für ihre menschenverachtende Ideologie instrumentalisiert. Ebenso sorgte die BILD zusätzlich für ein Sprungbrett rechter Vereinnahmung, indem sie bewusst ungeklärte Tatsachen als vermeintliche Gegebenheiten darstellte.
In Folge dessen, mobilisierten Rechtsradikale Strukturen aus dem gesamten Bundesgebiet, von parlamentarischer Rechte über neonazistische Hooligangruppen bis hin zu militanter Neonazi- und Kameradschaftsszene nach Chemnitz, um zu „trauern“ und sich gleichzeitig „die Stadt wieder zurück zu holen.“ Oder kurz gesagt, mit der Ankündigung die Alexander Gauland so treffend auf den Punkt gebracht hat: „Wir werden sie Jagen“.
Szenen von Hetzjagten auf Migrant*innen und Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen durch einen brutalen Mob; Sprengsatz- und Flaschenwürfen auf die Gegendemonstration am Montag und ständiger NS-Verherrlichung mittels Sprechchören und Hitlergrüßen prägten nicht nur die Situation in Chemnitz, sondern auch die internationale Presse.

Abgesehen davon, dass hier weder getrauert noch gedacht wird – was sowieso fraglich bei rechter Instrumentalisierung ist, macht es ein tatsächliches Trauern der Angehörigen unmöglich, wenn Rund um die Uhr Rechte und Neonazis an dem Tatort, der Trauerstelle stehen, bzw. besagte Ausschreitungen stattfinden.
Hierzu sei auch klar gesagt, dass nicht nur militante Faschist*Innen für diese progromartigen Zustände verantwortlich sind, sie werden auch ganz klar von parlamentarischen Vertreter*Innen gepusht, wie z.B. das klar grenzüberschreitende und drohende Zitat Gaulands, sowie Martin Kohlmanns selbstfeierndes Auftreten am Montag mit rund 100 militanten Neonazis im Rücken, zeigt.
Hier demonstrieren nicht Bürger neben Abgeordneten, neben Fußballfans. Hier demonstrieren allesamt Menschen mit menschenverachtenden Einstellungen, welche sich gegenseitig in die Hände spielen.
Ebenso demonstrieren da drüben nicht nur Personen, die irgendwann von der „normalen“ Gesellschaft abgedriftet sind. Rassismus, Sexismus, Fremdenfeindlichkeit und weitere diskriminierenden Einstellungen kristallisieren sich dort an der Spitze des Eisberges in einer perfiden Art und Weise heraus; doch speisen sich letztendlich aus einer Grundlage, auf welche auch unsere Gesellschaft gebaut ist.

Auch an euch, liebe CDU, die ihr den Aufruf für die Gegendemo am Samstag mit unterschrieben habt und euch nun wahrscheinlich um euer Image, um eure Wähler*Innen oder was auch immer – aber sicherlich nicht um Migrant*innen und Geflüchtete, alternative antifaschistische Inhalte und engagierte Aktivist*innen – sorgt:
Auch ihr seid seit Jahrzehnten mit Teil einer Politik, welche Rechtsradikalismus mit verrohender Sprache, menschenfeindlicher Asylpolitik, Relativierungen, Leugnungen und Ignoranz begegnet. Michael Kretschmar – sächsischer CDU Ministerprsident war auch emsig dabei, Ereignisse klein zu reden und uns Antifaschist*Innen zu beschuldigen.
Dieser „Umgang“ mit Faschist*Innen geht auch weit in die nähere Geschichte zurück, von den Ereignissen der letzten Tage, nach Bautzen, Heidenau, Kandel – und auch vor genau 26 Jahren sah es in Rostock Lichtenhagen nicht anders aus. Viel Reue wurde gezeigt bei allen Ereignissen, es wurden Eingeständnisse gemacht – was zurückbleibt sind leere Worthülsen und eine gegensätzliche Politik der Regierungskoalitionen, mancher Oppositionsparteien, sowie der staatlichen Verfolgungsbehörden.
Auch letztere stilisieren sich als „Freund und Helfer“ heraus, wenn es um Gefahrenabwehr, Sicherheit und „Frühwarnsysteme“ geht. In der Realität werden jedoch antifaschistische Aktivist*innen, die sich gegen Menschenfeindlichkeit engagieren, verfolgt, abgehört und schickaniert – auf rechtsradikaler Seite ist man blind, wie der NSU Komplex zeigt.
Speziell die Polizei schätzte die Lage der letzten Woche nicht nur mit massiven Folgen falsch ein, sie wurde überrannt trotz ständiger pompöser Präsenz in der Innenstadt. Gewalt an Journalist*Innen, Hitlergrüße und Ausbrüche wurden schlicht toleriert. Den mutigen Gegendemonstrant*innen, die sich militanten Faschist*Innen entgegenstellten wurde seitens der Polizei vermittelt: Sie hätten weder Kontrolle über die Lage, noch könnten sie bei Ausschreitungen unsere Versammlung schützen – aber offensichtlich sind sie dazu nicht willens. Die Hilfe anderer Polizeieinheiten wie bspw. der Niedersächsischen, die innerhalb von einer Stunde mobilisierungsfähig gewesen wären, wurde abgelehnt.

Danke an die sächsische Polizei, dass das zu anderen Anlässen wie in Wurzen, wo 400 Antifaschist*Innen demonstrierten, mit SEK Einheiten und Wasserwerfern besser geklappt hat.
Danke an die Polizei, welche im Hambacher Forst mit einem protzigen Polizeiaufgebot antanzten, um eine einzelne Barrikade zu Räumen.
Wo wart ihr in Heidenau, Bautzen und Kandel? Wo wart ihr in Rostock?
Ihr habt euer Gewaltmonopol ein weiteres Mal vergeben.

Wir wollen uns damit nicht Schutzbedürftig darstellen oder dem überhöhten Drang nach Sicherheit nachgehen. Wir wollen klar stellen, dass wir uns selber um unsere Gesundheit kümmern mussten und müssen, und dies auch getan haben. Danke dazu an alle, welche sich bedingungslos bereit erklären, die Gesundheit aller Teilnehmenden unserer Proteste zu schützen, und dafür auch in gefährliche Situationen zu gehen. Allen sollte klar sein, dass dies nichts mit Gewaltaffinität, mit Herumgeprotze, sondern mit Notwendigkeit zu tun hat.
Nur so können wir uns alle gemeinsam und geschlossen als antifaschist*Innen pogromartigen Ausschreitungen entgegenstellen, dauerhafte Position beziehen und eigene Inhalte setzen – sonst wird dies niemand tun, wie uns die Geschichte lehrt.

An dieser Stelle wollen wir uns noch einmal bei allen Anwesenden bedanken. Besonders den Freund*Innen welche von weit her angereist sind, denen, die sich bedingungslos für unsere Sicherheit bereitgestellt haben und denen, die uns solidarisch zur Seite stehen! Nur so können wir unserer Utopie etwas entgegenkommen.

Wir haben großartige Solidarität erfahren, ohne die wir den Gegenprotest hier in Chemnitz allein nicht hätten stämmen können. Es gab auch etliche Solidaritätsbekundungen, Demonstrationen und Aktionen…
Wir möchten nun auch diese Plattform nutzen, um uns ebenso solidarisch mit anderen Kämpfen zu zeigen.
Wir stehen auch hier, für unsere Freunde und Freundinnen im Hambacher Forst, der einzigen Hochburg von konsequentem Widerstand in Deutschland. Dort besetzen Umweltaktivist*Innen seit nicht weniger als 6 Jahren diesen Wald, der gerodet und anschließend für Braunkohle zu einem riesigen Loch zerbaggert werden soll. Wir wünschen den Freund*Innen Kraft, durchhaltevermögen und viel Erfolg!

Und auch weltweit wollen wir uns solidarisch mit allen Freund*Innen stellen, welche für eine bessere Welt kämpfen.
So auch mit der kurdischen Befreiungsbewegung, welche im mittleren Osten ein Modell entwickelte, welches für Demokratie, Selbstorganisierung, Ökologie, der Gleichstellung ALLER Bevölkerungsgruppen und Geschlechtergerechtigkeit einsteht. Dieses Modell der Freiheit und des Lebens verteidigen sie nicht nur gegen den Islamischen Staat, Daesh, sondern auch gegen eine faschistische Türkei unter Erdogan, welche sie jüngst Angriff – mit Hilfe von Waffenlieferungen Deutschlands. Auch die Politik hierzulande ist somit verantwortlich für Fluchtursachen, Vertreibung und Folter weltweit.
Vor allem der Kampf um die Gleichberechtigung der Geschlechter sollte für uns ein großes Beispiel sein, denn auch wir Leben immer noch in einer Gesellschaft, in der Frauen* strukturell Benachteiligt werden. Sexistische Gewalt ist auch die Grundlage für viele menschenverachtende Tendenzen in unserem Alltag.

Sich für eine bessere Gesellschaft einzusetzen, ist auch zehrend. Vor allem weil wir an uns selber arbeiten müssen. Es kostet etlich viel Kraft, sich im ständigen Kampf mit sich selber und der Umwelt zu befinden. Umso wichtiger ist es, dass wir zu solchen Zeiten eng beieinander stehen, uns gegenseitig unterstützen und mit den Gedanken auch bei den Freund*Innen in anderen Teilen der Welt sind, die sogar ihr Leben dafür lassen.
In Zeiten, in denen scheinbar jegliches Mitgefühl eingefroren ist, wo es bitter kalt um uns herum wird, müssen wir uns besinnen wohin wir wollen – gemeinsam!
Wir müssen uns zusammentun und uns organisieren, um etwas zu verändern, um uns zu unterstützen, um zusammen weiter zu kommen.

Wir sind alle Antifaschist*Innen, und wir haben als einzige klar Inhaltlichen Gegenprotest gestellt – und werden dies auch weiterhin tun.
Kommt zum Bündnis Chemnitz Nazifrei, kommt zum antifaschistischen Jugendkongress in Chemnitz und organisiert euch!

Alle, die wir heute hier stehen, egal welcher Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe und Klasse, aus einem breiten Spektrum der Gesellschaft, stehen hier als antifaschist*Innen gegen menschenverachtende Ideologien, in Solidarität mit den Betroffenen.

Wir sind die die bleiben, die nicht in das Weltbild der Nazis passen. Das Problem ist offensichtlich, und die Stadt muss das anerkennen. Das Bündnis Chemnitz Nazifrei hat weder personell, noch finanzielle noch strukturelle Hilfe von der Stadt erhalten.

Wir Stellen uns entschlossen progromartigen Zuständen entgegen!

Wir treten für Solidarität mit allen Betroffenen ein, und

Wir Kämpfen weiter für eine Gesellschaft, in der wir auch alle Leben wollen!

Wir bleiben aktiv antifaschistisch – wenn wir uns zusammenschließen, sind wir mehr!

Danke.

Eine Stadt mit rechter Tradition

 (deutsch)

Spätestens seit dem NSU-Terror sind Aktivitäten von militanten rechtsradikalen Strukturen in Chemnitz nicht mehr zu leugnen. Hier, wo der NSU auf breite Unterstützung aus der Neonazi-Szene zählen konnte, lebten Zschäpe, Mundlos und Böhnhard ungestört in Wohnungen auf der Friedrich-Viertel-Straße auf dem Kaßberg, der Limbacher Straße in Altendorf, der Altchemnitzer Straße in Bernsdorf und der Wolgograder Allee im Heckert-Gebiet. In Chemnitz erhielten sie Pässe, Krankenkarten und Bahncards – und den Sprengstoff zum Bombenbau.

Im Dezember 1998 verübte der NSU den ersten Raubüberfall in Chemnitz auf den Edeka Irkutsker Straße. Es wurden rund 30.000 DM erbeutet und Schüsse auf einen 16jährigen Jugendlichen abgegeben. Anfang Oktober ’99 überfiel der NSU die Postfiliale Barbarossastraße – jetzige Suppkultur – und erbeutete rund 5.700 DM. Ende Oktober ’99 verübte der NSU einen weiteren Raubüberfall auf die Postfiliale Limbacher Straße. Sie erbeuteten rund 62.800 DM. Im November 2000 verübte der NSU einen Raubüberfall auf die Postfiliale Johannes-Dick-Str und erbeutete rund 38.900 DM. Im September 2003 überfiel der NSU die Sparkasse Paul-Bertz-Straße und erbeutete 435,00 €. Am 14. Mai 2004 überfiel der NSU die Sparkasse Albert-Schweitzer-Str und erbeutete rund 33.100 €. Am 18. Mai 2004 – 4 Tage später – fand der letzte erfolgreiche Raubüberfall des NSU in Chemnitz statt. Sie griffen die Sparkasse Sandstr an und erbeuteten rund 73.800 €.

Zwischen 1998 und 2004 verübte das NSU-Trio 7 Raubüberfälle in Chemnitz.

Insgesamt erbeuteten sie über 600 000€, mit denen die Neonaziszene in Chemnitz und Zwickau unterstützt wurde. Ohne dieses Geld wären die grausamen Terroranschläge des NSU niemals möglich gewesen. In Chemnitz wurde auch die Ceska übergeben, mit welcher später 10 unschuldige Menschen martialisch hingerichtet wurden. Wir gedenken der Opfer und Hinterbliebenen von zehn Morden, einem Mordversuch, drei Sprengstoffanschlägen und 15 Raubüberfällen.

Der Nationalsozialistischer Untergrund steht für einen der größten Skandale der Nachkriegszeit in der BRD und für das eklatante Versagen des deutschen Rechtsstaates und seiner Ermittlungsbehörden. Nach Offenlegung der NSU-Aktivitäten in Chemnitz hätte mit einer umgehenden Bekämpfung faschistischer Strukturen in der Region von Seiten des Staates gerechnet werden können – doch weit gefehlt. Die neueren Ereignisse zeigen, dass die staatlichen Behörden weiterhin nicht willens oder in der Lage sind, Neonazis den Raum zur gewaltvollen Anwendung ihrer menschenverachtenden Ideologien zu entziehen.
Hier ein kurzer Überblick über die populärsten und grausamsten Anschläge von Faschist*innen auf unsere Gemeinschaft.

Asylsuchendenunterkunft Einsiedel /
Dittersdorfer Weg
Im April 2016 mündete die wochenlange Belagerung durch rassistische Proteste im Stadtteil Einsiedel in einem Brandanschlag auf das ehemalige Pionierlager. Dabei landeten 3 Molotov-Cocktails ca 3 Meter vor den Häusern 16 und 17 im Gras. In den beiden Häusern waren zu diesem Zeitpunkt 21 Schutzsuchende untergebracht, darunter viele Kinder. Bei diesem Angriff wurde der potentielle Tod dieser Menschen in Kauf genommen.

Bäckerei Zozan / Jakobstraße
Im Januar 2018 wurde die kurdische Bäckerei auf dem Sonnenberg großflächig mit SS-Runen und Hakenkreuzen beschmiert. Dabei entstand ein Schaden von ca 11.000€. Die Täter, drei Männer im Alter zwischen 19 und 24 Jahren, wurden kürzlich zu Arrest, Geldstrafen und Sozialstunden verurteilt. Der Besitzer der Bäckerei sagte in der Gerichtsverhandlung aus, dass er Angst habe, weil einer seiner Fahrer nach dem Farbanschlag entführt worden sei.

Der Fahrer arbeitet seit Anfang Oktober 2018 in der Bäckerei. Am 22. Oktober sei er in Flöha von vier deutschsprachigen Männern mit vorgehaltener Pistole in einem Transporter entführt worden. Sie seien in den Wald gefahren und hätten seine Augen verbunden und Hände gefesselt, ihn beleidigt und ihm zu verstehen gegeben, dass er das Land verlassen solle. „Ich dachte, sie bringen mich um“, erinnert sich der Fahrer. Ihm sei ein ausgedrucktes Porträt seines Chefs gezeigt worden, welches mit einem roten Kreuz durchgestrichen war. „Alle Flüchtlinge sind für uns ein Problem“, soll ein Mann gesagt haben. „Sag deinem Chef und allen Flüchtlingen, dass es so weitergehen wird, wenn sie nicht verschwinden“. Die übrigen Männer hätten das Seil an seinen Händen durch seine eigenen Schnürsenkel ersetzt, die Schuhe mitgenommen und ihn allein im Wald zurück gelassen.

Karl-Marx-Monument
Seit dem 26. August 2018 wurde Daniels Tod beim Stadtfest zu politischen Großevents durch Faschist*innen von Parteien und Bürgerbewegungen wie Pro Chemnitz, Pegida, Afd, dem Dritten Weg und der Identitären Bewegung und autonom organisierten Nazigruppierungen wie rechten Hooligans aus dem CFC-Umfeld instrumentalisiert. An den progromartigen Ausschreitungen nahmen längst bekannte Neonazis mit entsetzlichen Straffäligkeiten teil, welche in extrem rechten Strukturen aktiv sind, die auch vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Im Zuge der rechten Demonstrationen kam es zu Menschenjagden und unzähligen Angriffen auf people of colour, Gegendemonstrant*innen, ausländischen Lokalen und linken Einrichtungen. Seitdem laufen über 170 Ermittlungsverfahren gegen rechten Demonstrant*innen wegen Hitlergrüßen, verfassungswidrigen Kennzeichen, Landfriedensbruchs, Widerstand gegen Vollzugsbeamte, Sachbeschädigung, Körperverletzung und vielen anderen Straftaten.

Schalom, jüdisches Restaurant / Heinrich-Zille-Straße
Seit der Eröffnung 2000 wurde das Restaurant wiederholt attackiert. Faschist*innen verübten antisemitischen Anschläge wie einem abgetrennten Schweinskopf vor der Tür, rechten Parolen an den Wänden oder Entglasungen und verursachten somit Sachschäden von mehreren zehntausend Euro. Nachdem das Schalom zum dritten Mal seinen Standort gewechslt hat, erfolgte am 27. August 2018 ein Angriff von ca 12 Personen mit Eisenstangen und Steinen auf das Restaurant. Der Besitzer wurde dabei von einem Stein an der Schulter verletzt, eine Scheibe wurde eingeschlagen. Aus der Gruppe der Täter wurde „Hau ab aus Deutschland, du Judensau!“ skandiert.

Schlossteichinsel
Mitte September 2018 wurde eine Gruppe von Deutschen, Pakistanern und Iranern von einer 15-köpfigen Männergruppe angegriffen, die sich als Bürgerwehr bezeichnete und mit Flaschen, Quarzhandschuhen und einem Elektroschocker bewaffnet war. Sie kontrollierten Personalien, schrien rassistische Beleidigungen und fügten einem Iraner mit einer Flasche eine Platzwunde am Kopf zu. Gegen sechs der Angreifer wurde daraufhin wegen Landfriedensbruchs und gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Am 1. Oktober wurden sechs der Tatverdächtigen wegen des Vorwurfs zur Bildung der rechtsterroristischen Vereinigung „Revolution Chemnitz“ nach §129a festgenommen.

Am 22. September 2018 wurde das persische Restaurant Schmetterling auf der Lohstraße angegriffen. Dabei wurden mehrere Fensterscheiben zerstört.

Safran, persisches Restaurant / Promenadenstraße
Am 7. Oktober 2018 griffen drei Männer in Motorradmonitur den Besitzer an. Er wurde mit der Einrichtung seines Restaurants beworfen, gewürgt und in den Bauch geschlagen und musste daraufhin mit Platzwunde ins Krankenhaus eingeliefert werden. Er wurde eine Woche stationär behandelt und hat nun immer noch Schmerzen im Rücken. Einer der Männer soll beim Betreten des Lokals den Hitlergruß gezeigt haben. Zuvor wurde das Safran bereits drei mal mit Hakenkreuzschmierereien und Sachbeschädigungen konfrontiert.

Mangal, türkisches Restaurant / Straße der Nationen
Am 18. Oktober 2018 gipfelten die faschistischen Ausschreitungen im Herbst 2018 in einem Brandanschlag auf das Mangal.
Anwohner*innen berichteten von einer lauten Detonation und drei maskierten Männern, die den Tatort kurz darauf in ihrem davor geparkten Wagen verließen. Das Lokal brannte vollständig aus. Durch die Detonation wurde der Putz des Kosmetiksalons im Erdgeschoss des Nachbarhauses beschädigt, ebenso wie Teile der Brandschutzdecke im Mangal. Darüber befinden sich 11 Wohnungen. 17 Bewohner*innen des Hauses mussten in Sicherheit gebracht werden. Der Schaden in dem Restaurant und an dem Wohnhaus betragen ca 750.000 €. Brandexperten gehen von mindestens 100 L Benzin aus, welches komprimiert entzündet wurde.

Am 29. Oktober 2018 wurden 320 Hakenkreuze mit Durchmessern von 10-50 Zentimetern über das gesamte Gelände des Sportplatzes am Harthwald, Heckert-Gebiet verteilt. Zwei Monate später, im Dezember, wurden erneut über 1000 Hakenkreuze hinterlassen. Insgesamt erlitt der Verein, welcher sich klar gegen Rechts positioniert, einen Schaden von mehreren Tausend €. Auch das indische Restaurant „Bombay Palast“ auf der Straße der Nationen musste Schäden erleiden. Die Autoreifen des Inhabers seien mehrmals zerstochen gewesen und es habe Einbruchsversuche gegeben.

Diese Auflistung ist keine vollständige Zusammenfassung rassistischer Gewalttaten in Chemnitz. Sie beleuchtet hauptsächlich kürzlich geschehene Ereignisse, welche durch Medien populär geworden sind. Die täglichen Angriffe von Neonazis auf Einzelpersonen mit einer anderen Hautfarbe oder politischen Einstellung, die nicht in den Medien landen, dürfen nicht vergessen werden! Wir solidarisieren uns mit allen Opfern rassistischer Gewalt und müssen weiterhin mit aller Kraft gegen den Faschismus kämpfen! Wir sind die Gesellschaft und wir dürfen nicht zulassen, dass unsere Werte durch rassistische, antisemitische und nationalsozialistische Gewalt gefährdet werden! Wir dürfen nicht zulassen, dass Neonazis sich in dieser Stadt so sicher fühlen, während Andere in Angst leben müssen – Angst um ihre Existenz und ihre Unversehrtheit.

Deswegen müssen wir zusammen stehen und gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft kämpfen! Schulter an Schulter werden wir antifaschistischen Widerstand leisten, egal welcher Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht, Ethnie, Religion und Klasse wir angehören.

Gemeinsam sind wir stark! Solidarität ist unsere Waffe gegen Repression! Organisiert euch, vernetzt euch und leistet Widerstand im Kampf für eine befreite Gesellschaft!

 

(francais)

Une ville avec une tradition de droite

Au plus tard depuis le terrorisme du NSU, on ne peut plus nier les activités des structures radicales militantes de droite à Chemnitz. Zschäpe, Mundlos et Böhnhard vivaient dans des appartements de la Friedrich-Viertel-Strasse à Kaßberg, Limbacher Strasse à Altendorf, Altchemnitzer Strasse à Bernsdorf et Wolgograder Allee dans le quartier Heckert, là où le NSU pouvait compter sur un large soutien néonazi. A Chemnitz, ils ont reçu des passeports, des cartes de santé et des cartes de chemin de fer, ainsi que des explosifs pour la fabrication de bombes.

En décembre 1998, le NSU a commis le premier vol à Chemnitz dans la Edeka Irkutsker Straße. Environ 30 000 DM ont été capturés et des coups de feu ont été tirés sur un jeune de 16 ans. Début octobre 1999, le NSU a attaqué le bureau de poste Barbarossastraße – aujourd’hui c’est le cafe connu sous le nom de Suppkultur – et a capturé environ 5.700 DM. À la fin d’octobre 1999, le NSU a commis un autre vol au bureau de poste de la Limbacher Strasse. Ils ont capturé environ 62 800 DM. En novembre 2000, le NSU a commis un autre vol dans le bureau de poste Johannes-Dick-Strasse et a capturé environ 38 900 DM. En septembre 2003, le NSU a attaqué la Sparkasse Paul-Bertz-Straße et a capturé 435,00 €. Le 14 mai 2004, le NSU a attaqué la Sparkasse Albert-Schweitzer-Strasse et capturé environ 33 100 €. Le 18 mai 2004 – 4 jours plus tard – le dernier braquage réussi de la NSU a eu lieu à Chemnitz. Ils attaquent la Sparkasse Sandstr et capturent environ 73.800 €.

Entre 1998 et 2004, le trio NSU a commis 7 vols à Chemnitz.

Au total, ils ont récolté plus de 600 000€, ce qui a permis de soutenir la scène néo-nazie à Chemnitz et Zwickau. Sans cet argent, les attentats terroristes cruels de la NSU n’auraient jamais été possibles. A Chemnitz, la Ceska (une arme a feu)a également été remis, avec lequel 10 personnes innocentes ont été exécutées par la suite de façon martiale. Nous commémorons les victimes et les survivants de dix meurtres, une tentative de meurtre, trois attentats à la bombe et 15 vols.

La clandestinité nationale-socialiste (NSU) est à l’origine de l’un des plus grands scandales de l’après-guerre en Allemagne et de l’échec flagrant de l’État de droit allemand et de ses autorités d’enquête. Après la révélation des activités du NSU à Chemnitz, une lutte immédiate contre les structures fascistes de la région de la part de l’Etat aurait pu être attendue – mais loin de là. Les événements récents montrent que les autorités de l’Etat ne veulent toujours pas ou ne peuvent pas priver les néonazis de l’espace nécessaire pour une mise en pratique violente de leurs idéologies inhumaines.

Voici un bref aperçu des attaques les plus populaires et les plus cruelles des fascistes* contre notre communauté.

Logement pour demandeurs d’asile Einsiedel / Dittersdorfer Weg
En avril 2016, le siège d’une semaine de manifestations racistes à Einsiedel a conduit à un incendie criminel contre l’ancien camp de pionniers. 3 cocktails Molotov ont atterri à environ 3 mètres devant les maisons 16 et 17 dans l’herbe. A ce moment-là, 21 réfugié-e-s, dont de nombreux enfants, étaient logés dans les deux maisons. Au cours de cette attaque, la mort possible de ces personnes a été tolérée.

Boulangerie Zozan / Jakobstraße
En janvier 2018, la boulangerie kurde au Sonnenberg a été largement abîmée par les runes SS et les swastikas. Les dégâts se sont élevés à environ 11.000€. Les coupables, trois hommes âgés de 19 à 24 ans, ont récemment été condamnés à des arrestations, des amendes et des travaux communautaires. Le propriétaire de la boulangerie a témoigné lors du procès qu’il avait peur parce qu’un de ses chauffeurs avait été enlevé après l’attaque à la peinture.

Le chauffeur travaille à la boulangerie depuis début octobre 2018. Le 22 octobre, il a été kidnappé dans une camionnette à Flöha par quatre hommes parlant allemand et munis d’un pistolet. Ils sont allés dans la forêt et lui ont bandé les yeux, lui ont attaché les mains, l’ont insulté et lui ont dit de quitter le pays. „Je croyais qu’ils me tuaient“, se souvient le conducteur. On lui a montré un portrait imprimé de son patron, barré d’une croix rouge. „Tous les réfugiés sont un problème pour nous“, aurait dit un homme. „Dites à votre patron et à tous les réfugiés que les choses vont continuer comme ça s’ils ne disparaissent pas“. Les autres hommes auraient remplacé la corde de ses mains par ses propres lacets, ont pris ses chaussures et l’auraient laissé seul dans la forêt.

Monument de Karl Marx
Depuis le 26 août 2018, la mort de Daniel au festival de la ville a été instrumentalisée en événements politiques majeurs par les fascistes* des partis et mouvements citoyens tels que Pro Chemnitz, Pegida, Afd, le Dritten Weg (la Troisième Voie) et le Mouvement Identitaire et des groupes nazis autonomes tels que des hooligans de droite du environnement de CFC. Des néonazis connus de longue date ont participé aux émeutes progromiques avec des crimes horribles, qui sont actifs dans des structures d’extrême droite et qui sont également observées par le Verfassungsschutz (Bureau pour la protection de la Constitution). Au cours des manifestations de droite, il y a eu des chasses à l’homme et d’innombrables attaques contre des personnes de couleur, des contre-manifestants*, des locaux étrangers et des strucutre de gauche. Depuis, plus de 170 enquêtes ont été menées contre des manifestants* de droite pour salutations d’Hitler, délits de symbole anticonstitutionnels, Landfriedensbruch (atteintes à la paix), résistance contre les forces de police, dommages matériels, blessures corporelles et encore bien d’autres.

Shalom, restaurant juif / Heinrich-Zille-Straße
Depuis son ouverture en 2000, le restaurant a été attaqué à plusieurs reprises. Les fascistes* ont perpétré des attaques antisémites telles que la tête de cochon coupée devant la porte, des slogans de droite sur les murs ou la dévitrification, causant ainsi des dizaines de milliers d’euros de dégâts matériels. Après le troisième changement de lieu du shalom, le restaurant a été attaqué le 27 août 2018 par une douzaine de personnes avec des barres de fer et des pierres. Le propriétaire a été blessé par une pierre sur son épaule et une fenêtre a été brisée. Le groupe d’agresseurs a crié : “ Dégage d’Allemagne, espèce de sale Juif !“

Schlossteichinsel
A la mi-septembre 2018, un groupe d’Allemands, de Pakistanais et d’Iraniens a été attaqué par un groupe de 15 hommes qui se disaient Bürgerwehr ( une sorte de milici pour le peuple) et qui étaient armés de bouteilles, de gants en quartz et de Tasers. Ils contrôlaient les documents personnels, criaient des insultes racistes et infligeaient une fracture à la tête d’un Iranien à l’aide d’une bouteille. Six des agresseurs ont ensuite fait l’objet d’une enquête pour Landfriedensbruch (atteinte à la paix) et pour coups de blessures dangereux. Le 1er octobre, six des suspects ont été arrêtés pour avoir formé l’organisation terroriste de droite „Révolution Chemnitz“ en vertu du § 129a.

Le 22 septembre 2018, le restaurant perse Schmetterling sur la Lohstraße a été attaqué. Plusieurs fenêtres ont été détruites.

Safran, restaurant perse / Promenadenstraße
Le 7 octobre 2018, trois hommes en monture de mottard ont attaqué le propriétaire. On a jeté sur lui l’ameublement de son restaurant, on l’a étranglé et frappé à l’estomac et il a dû être admis à l’hôpital avec une plaie. Il a été hospitalisé pendant une semaine et a encore mal au dos. Un des hommes aurait salué Hitler en entrant dans le restaurant. Auparavant, le safran avait été confronté à trois reprises à des marquages de croix gammée et à des dégâts matériels.

Mangal, restaurant turc / Straße der Nationen
Le 18 octobre 2018, les émeutes fascistes ont culminé dans un incendie criminel contre le Mangal à l’automne 2018.

Les résidents* ont signalé une forte détonation et trois hommes masqués qui, peu après, ont quitté les lieux dans leur voiture garée devant. L’endroit a complètement brûlé. La détonation a endommagé le plâtre du salon de beauté au rez-de-chaussée du bâtiment voisin, ainsi que des parties du plafond de protection contre les incendies dans le Mangal. Au-dessus il y a 11 appartements. 17 résidents* à l’intérieur de la maison ont dû être mis en sécurité. Les dégâts au restaurant et à la maison s’élèvent à environ 750.000 €. Les experts en incendie supposent qu’au moins 100 litres d’essence, qui ont été enflammés sous une forme comprimée, ont été utilisés.

Le 29 octobre 2018, 320 croix gammées d’un diamètre de 10 à 50 centimètres ont été réparties sur toute la surface du terrain de sport à Harthwaldes Heckert-Gebiet. Deux mois plus tard, en décembre, encore une fois, plus de 1000 croix gammées ont été laissées sur place. Au total, l’association, qui se positionne clairement contre la droite, a subi des dégâts d’un montant de plusieurs milliers d’euros. Le restaurant indien „Bombay Palace“ sur la Route des Nations a également été endommagé. Les pneus de la voiture du propriétaire avaient été crevés à plusieurs reprises et des tentatives d’intrusion avaient été faites.

Cette liste n’est pas un résumé complet des actes de violence raciste à Chemnitz. Elle met principalement l’accent sur les événements récents qui sont devenus populaires par les médias. Il ne faut pas oublier les attaques quotidiennes des néo-nazis contre des personnes qui ont une couleur de peau ou une attitude politique différente et qui ne se retrouvent pas dans les médias ! Nous sommes solidaires de toutes les victimes de la violence raciste et devons continuer à lutter de toutes nos forces contre le fascisme ! Nous sommes la société et nous ne devons pas laisser nos valeurs être mises en péril par la violence raciste, antisémite et nazie ! Nous ne devons pas permettre aux néo-nazis de se sentir si en sécurité dans cette ville alors que d’autres vivent dans la peur – la peur de leur existence et de leur intégrité.

C’est pourquoi nous devons nous unir et lutter ensemble pour une société solidaire ! Épaule contre épaule, nous offrirons une résistance antifasciste, quelle que soit l’origine, la couleur de peau, le sexe, l’ethnie, la religion et la classe à laquelle nous appartenons.

Ensemble, nous sommes forts ! La solidarité est notre arme contre la répression ! Organisez-vous, créez des réseaux et luttez pour une société libérée!